Update 02/2022: Was die Inflation für das Credit und Debt Management bedeutet

Die Unsicherheit im Markt ist derzeit spürbar. Wie wird sich die Inflation auf das Wirtschaftsgeschehen auswirken? Welche Branchen sind besonders betroffen? Eine Glaskugel besitzt derzeit niemand. Doch es zeichnen sich bestimmte Trends ab.

 

Während der B2C-Sektor aufgrund eines reservierten Kaufverhaltens seitens der Konsument:innen stark unter Druck steht, ist der Status quo im B2B-Bereich noch moderat.
Die große Frage, die derzeit viele Credit Manager:innen umtreibt, lautet: Wird die Inflation einen gefährlichen Mechanismus in Gang setzen, der …
  1. die Geldbeschaffung bei den Banken verteuert, was …
  2. Unternehmen veranlasst, von ihren Lieferanten längere Zahlungsziele zu fordern und …
  3. im Umkehrschluss deren Liquidität unter Druck setzt?

Fest steht: oben genannte Credit Manager:innen fürchten, dass eben dieser Prozess die DSO in ihren Portfolios in die Höhe treiben könnte.

Doch genau das war zuletzt nicht passiert.

Als der Kreditversicherer Coface im September 2021 seinen „Corporate Payment Survey“ veröffentlichte, war das Ergebnis überraschend. Trotz einer Rezession in Deutschland haben die Kunden pünktlicher als zuvor gezahlt. Nur 59 % der befragten Unternehmen meldeten Zahlungsverzögerungen (gegenüber 68 % im vorangegangenen Jahr).

Derzeit zeichnet sich hingegen eine entgegengesetzte Entwicklung ab. So erklärte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter Wirtschaftsforschung beim Verband der Vereine Creditreform, am 4. Februar im Interview mit der Handwerkszeitung: „Wir bekommen immer mehr mit, dass Unternehmen innerhalb bestimmter Branchen lange auf ihr Geld warten müssen.“

Hier gilt es jedoch genauer hinzuschauen. Denn die Schwere der Problematik hängt nicht nur von der Branche ab, sondern insbesondere, ob es sich um ein Unternehmen aus dem B2B- oder B2C-Bereich handelt.

Während der B2C-Sektor aufgrund eines reservierten Kaufverhaltens seitens der Konsument:innen stark unter Druck steht, ist der Status quo im B2B-Bereich noch moderat. Hier zeichnet sich eher ein Produktionsstau ab. So wuchs in den vergangenen Monaten der Bedarf nach Halbleitern zum Beispiel im Automotive-Sektor aufgrund seit Monaten anhaltender Lieferkettenprobleme. Immerhin kündigt sich hier eine Erholung an. Bauchschmerzen bereitet Unternehmen im B2B-, als auch im B2C-Segment die Preisexplosion im Bereich des Baumaterials.

In diesen unsicheren Zeiten ist es im Credit Management fraglos notwendig und empfehlenswert, einen klaren Blick auf sein Kunden-Portfolio zu haben. Unternehmen, die frühzeitig erkennen, welche ihrer Kund:innen Schwierigkeiten haben oder in Schwierigkeiten geraten könnten, sind klar im Vorteil. Dies gelingt z. B. mittels einer Scorecard, in die neben eigenen Erfahrungsdaten auch externe Finanzdaten einfließen können.

Auch das Debt Management ist von der Inflation betroffen, die sich auf die Zahlungsmoral vieler Verbraucher:innen auswirken könnte. Sollte zusätzlich eine Insolvenzwelle verzögert auf das Land treffen, würde sich dieser Effekt durch einen drohenden Anstieg der Arbeitslosigkeit noch verstärken.

Genau dies könnte noch passieren.

Am 9. Februar hatte Creditreform gemahnt: „Experten fürchten aber, dass es sich bei diesem Rückgang (Anm. der Red.: der Insolvenzen) nur um eine Seitwärtsbewegung, einen Stau von Unternehmen in der Schieflage handelt. Aufgefangen von einer Vielzahl von Hilfsmaßnahmen bleiben Unternehmen auf dem Markt, nehmen Kredite auf und finanzieren sich über ihre Lieferanten.“

Der Fokus im Debt Management sollte demnach auf einem möglichst schnellen Zahlungseingang liegen. Um das zu erreichen gilt es, die Zahlungspläne mit Schuldnerinnen und Schuldnern flexibel und zielorientiert zu gestalten. Anreize – zum Beispiel das Angebot, dass Zinsen bei Direktzahlung erlassen werden – können hier ein Hebel sein. Das erfordert jedoch eine Flexibilisierung der Prozesse, in deren Rahmen jede Schuldnerin und jeder Schuldner individuell behandelt wird.

Auch ESG-Kriterien spielen eine immer entscheidendere Rolle, d. h. ökologische und soziale Aspekte. Für das Debt Management bedeutet das, dass Zahlungspläne sozial verträglich und in Kooperation mit der Schuldnerin oder dem Schuldner getroffen werden sollten. Eine gut organisierte Kommunikation ist hierfür essenziell.

Sie möchten mit uns darüber sprechen, wie Sie Ihr Credit oder Debt Management aktualisieren und auf den neuesten Stand heben können? Gerne sprechen wir mit Ihnen über die unterschiedlichen Optionen. Sprechen Sie uns an!