Was Trump-Sieg und Ampel-Aus für deutsche Banken und Unternehmen
bedeuten
Bereits vor den US-Präsidentschaftswahlen wurde vor den möglichen Folgen einer zweiten Amtszeit Trumps für Deutschland gewarnt. Jetzt hat es der ehemalige Immobilien-Mogul als 47. Präsident erneut ins Weiße Haus geschafft. Welche Auswirkungen hätte „America first“ auf die (Kredit-)Wirtschaft in Europa? Eine Analyse von Christian Piller.
Zölle
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Trump seine Ankündigungen wahr machen und Einfuhrzölle erheben. Angekündigt sind globale Zölle zwischen 10-20% auf eingeführte Waren. Die einzigen Unternehmen, die dies kaum betreffen wird, sind Unternehmen, die bereits heute in den USA produzieren. Es ist davon ausgehen, dass es aufgrund der „America-first“ Politik Ausnahmen geben wird für Sektoren, in denen die Zölle der US-Wirtschaft mehr schaden als nützen würden.
Zölle führen direkt dazu, dass sich Produkte aus Deutschland in den USA verteuern. Abgemildert wird dieser Effekt durch eine sich abzeichnende Schwäche des Euros gegenüber dem Dollar.
Für andere Länder wie China werden höhere Zölle bis zu 60% diskutiert, was Sorgen vor einem internationalen Handelskrieg nährt – der dann wiederum auch Deutschland betreffen würde. Ökonomen vom IfW rechnen mit einem Rückgang des Welthandels um 2,5% im ersten Jahr nach Trumps Amtsantritt und bis zu 4% in den Folgejahren. Als exportorientierte Nation trifft dieser Rückgang Deutschland besonders hart und das ifW erwartet, dass die Wirtschaft um ca. 5 Milliarden Euro schrumpft.
Lieferketten
Die angekündigte „America-first“ Politik gefährdet auch die globalen Lieferketten. Diese könnten teilweise ausfallen, bzw. einzelne Komponenten / Teile der Lieferkette könnten sich massiv verteuern. Das die USA über Zölle hinausgehende protektionistische Maßnahmen für bestimmte Güter ergreift, wie es China bei den seltenen Erden getan hat, ist unwahrscheinlich. Ausgeschlossen ist es nicht. In diesem Falle müsste kurzfristig und kostenintensiv Ersatz beschafft werden.
Verteidigungsausgaben
Wie schon in seiner ersten Amtszeit hat Trump das klare Ziel, dass alle Nato-Mitglieder Ihre Verteidigungsausgaben auf 2% ihres jeweiligen BIPs erhöhen. Selbst in den vergangenen Jahren hat Deutschland maximal 1,52% seines BIPs ausgegeben. Erhöht Deutschland diese Ausgaben, fehlen Mittel ggf. an anderer Stelle, um die schwächelnde Wirtschaft zu unterstützen. Die Lage wird umso mehr erschwert, da nach Zerbrechen der Ampel-Regierung der Zeitpunkt der Verabschiedung des Bundeshaushalts in den Sternen steht.
Kreditwirtschaft
Die deutsche Kreditwirtschaft rechnet mit wirtschaftlichen Turbulenzen und wird Anpassungen bei ihren bestehenden Risikoeinschätzungen vornehmen. Es ist nicht auszuschließen, dass es bei einer steigenden Verschuldung der USA – angekurbelt durch angekündigte höhere Ausgaben – zu einem Downgrade des US-Ratings kommt. Dadurch wird auch die Risikovorsorge insbesondere für US-Unternehmen und für stark von der US-Wirtschaft abhängige Unternehmen steigen. Gefährdet durch Zölle sind insbesondere die Pharmaindustrie, in der 23,2% der Exporte in die USA gehen, und die Automobilbranche mit 13%. Auch ist mit strikteren Regeln bei der Kreditvergabe zu rechnen. Sie verringern das Wachstum der Kreditportfolios und erhöhen den Druck auf der Kostenseite für die Kreditwirtschaft. Mit dem gleichbleibend hohen Druck durch den Fachkräftemangel werden Investitionen in Automatisierung und KI weiter steigen müssen.