Signa-Insolvenz schockt die Finanzwelt
Die Pleite der Signa Holding wirft Fragen auf. Warum wankt das Imperium von René Benko, und was bedeutet die erneute Unsicherheit für Galeria Karstadt? In unserem neuesten Blogbeitrag beleuchten wir die Hintergründe, Einnahme- und Finanzierungsprobleme sowie mögliche Auswirkungen auf den Immobilienmarkt.
Ein Kommentar unseres Banking-Experten Christian Piller.
Die Insolvenz der Signa Holding war überfällig – schon im August hatte die EZB Banken gedrängt Kredite teilweise abzuschreiben und in den letzten Jahren wankte das Firmenimperium von René Benko bedenklich.
Als Teil der Insolvenz hat die Signa Retail Selection Gläubigerschutz beantragt und wird wohl ihre Assets abwickeln – d. h. Galeria Karstadt wird trotz des Erhalts von 680 Millionen Euro Staatshilfen wieder zum Verkauf stehen. Wie konnte es so weit kommen? Hierfür gibt es eine ganze Reihe von Faktoren. Zum einen sehen sich fast alle Gewerbeimmobilienbesitzer schwierigen Zeiten ausgesetzt, und die Signa Holding ist vor allem ein Immobilienkonzern. Die Nachfrage ist gering und viele Unternehmen haben ihre Büroflächen reduziert. Schwierig ist aber auch die Situation des stationären Einzelhandels – die Kaufzurückhaltung ist überall spürbar. Insbesondere der private Konsum ist zurückgegangen, so dass auch dieses zweite Standbein signifikant belastet wurde.
Diese Probleme auf der Einnahmenseite kamen zusammen mit Problemen auf der Finanzierungsseite. Der Konzern ist mit über 5 Milliarden Euro verschuldet – davon entfällt ein Großteil auf kurz- bis mittelfristige Kredite. Diese zu refinanzieren hat sich durch den Zinsanstieg massiv verteuert.
Mit der jetzigen Insolvenz und der beschlossenen Sanierung in Eigenverantwortung wird der Geschäftsbetrieb erst einmal weitergehen, aber aktuelle Projekte werden auf den Prüfstand gestellt und teilweise eingestellt. Immerhin müssen die Gläubiger wenigstens 30% ihrer Forderungen innerhalb von 2 Jahren erfüllt bekommen.
Dennoch werden Banken um Abschreibungen nicht herum kommen. Auch wenn es sich größtenteils um Immobilienfinanzierungen handelt, die in der Regel entsprechend besichert sind, scheinen im Fall Signa nur 252 Millionen Euro tatsächlich besichert zu sein (Quelle: DerStandard). Daher werden sich Banken und andere Geldgeber die Frage gefallen lassen müssen, ob das Risikomanagement versagt hat – ob schlechtem Geld nicht gutes Geld hinterhergeworfen wurde. Ein immer wiederkehrendes Phänomen ist dabei, dass neue Kredite vergeben werden, um nicht die bereits vergebenen Kredit abschreiben zu müssen. Zweifellos wird die Insolvenz ein Beben am Immobilienmarkt nach sich ziehen und das Risiko bestehender Kredite wird neu eingeschätzt werden müssen.
Im vorliegenden Fall wird schon spekuliert, ob es zu Klagen wegen Insolvenzverschleppung kommen wird – immerhin ist die Insolvenz erst einen Tag vor der Rückzahlung einer 200 Millionen Euro Anleihe beantragt worden.